Porentief rein – weiße Wäsche aus Beuel
Mit der Zeit kamen in Beuel die Wäschereien auf. Aber auch die Wäscher hatten mit des Lebens Not schwer zu kämpfen. Das Beueler Wäschergewerbe ist in seinen Anfängen und auch späterhin mit der Schifffahrt und der Fischerei auf das engste verbunden. Die grünen Rasenflächen, die ehemals am Beueler Rheinufer sich kilometerweit hinzogen, boten die natürlichste Voraussetzung gerade für dieses Gewerbe. Sie verlockten geradezu, dem manchmal recht kargen Einkommen eine hübsche Stange Geld durch der Hände Fleiß zuzuführen. Mit dem Bleichen großer gewebter Leinenstücke, die im offenen Rhein ausgewaschen wurden, fing es um 1840 an. Bald kamen die Hotels und die vornehme Kundschaft aus Bonn und Köln hinzu.
Eine Beueler Wäscherei reihte sich rasch an die andere. Bald leuchteten blendend weißen Hemden, Höschen, Betttücher und Servietten auf dem Bleichen und Trockenplätzen von Rheindorf bis „Honigsheim“, der heutigen Johannisstraße. Es war ein lustiges Bild für die Gäste der Dampfer und sogleich eine wirkungsvolle Werbung für die Beueler Wäscherei.
Nach und nach gab man das Bleichen und Aufhängen der Wäsche am Rhein auf, weil es zuviel Umstände machte. Die immer stärker werdenden Dampfer von damals, die mit einer phantastisch erscheinenden Geschwindigkeiten zu Tal gebraust kamen, den mächtigen Schaumwall am Bug und einen gewaltigen Wellenschlag an unser noch flaches Ufer werfend, ließen die Nachen tanzen und rissen die Wäsche beim Auswaschen und Bleichen oft mit fort. So wurde der Trockenplatz immer mehr am Hause angelegt.
Von und zum Nachen bzw. Wäscheboot wurden die Wäschekörbe, auch „Mahnen“ genannt, mit der „Schürreskarre“ transportiert. Später, durch immer stärker anfallende Wäsche, wurde ein größeres Transportmittel benötigt: Die Handkarre, zu deren Fortbewegung mitunter noch die Hilfe eines Ziehhundes notwendig war.
Das vorstehende Bild zeigt Bernhard Thiebes mit einigen seiner Sprösslinge, hier auf dem „Hof“ eines Photographen (um 1890). Bernard führte, wahrscheinlich von einem Fastnachtsscherz her, den sonderbaren Spitznamen „Kiddel“ (auch „stieve Kiddel“). Er war ein echter lebensfroher Sohn des Rheins, ein gewandter Schwimmer und leidenschaftlicher Fischer bis in sein hohes Alter hinein. Bernard war zweimal verheiratet und hatte 15 Kinder. Das Wäschergewerbe war in früherer Zeit mit harter Arbeit verbunden. Da die Männer meistens mit ihrem Fischfang und der Schifffahrt beschäftigt waren, überließen die Wascharbeit ihren Frauen. Kein Wunder, dass die Frauen einmal im Jahr, zur Fastnachtszeit, „über die Strenge schlagen“ wollten. Und so kam es, dass noch vor Gründung des Schifferverein Beuel von den Frauen im Jahre 1824 das erste Beueler Damenkomitee gegründet wurde.
Im Jahre 1949 wurde anlässlich des 125. Jubiläums der Beueler Weiberfastnacht der damalige Arbeitstag der Wäscherinnen noch einmal „lebendig“ dargestellt.
Ein Wäschereibesitzer, der wohl aktivste in unserem Schifferverein, war der alte Schifferbruder Heinrich Richarz, der seit vielen Jahren die Fahnen am „Johannes“ auf Stock und Halbmast setzte, so, wie es die vielen Anlässe gerade erforderten. Dieser Aufgabe widmete er sich mit solchem Eifer, dass ihn seine Vereinskameraden in launiger Deutung 23. März 1936 zum Flaggenmaat erhoben. Später beförderten sie ihn im Schwange eines lustigen Umtrunkes zum Stabs-Flaggenmaat. Es dauerte nicht mehr allzu lange, und es wurde daraus ein Oberstabs-Flaggenmaat.
Heinrich Richarz war auch ein eifriger Fischersmann. Am 7. Oktober 1936 feierte er seine silberne Hochzeit und gleichzeitig sein 25. Geschäftsjubiläum. Zu seinem Fest schenkte ihm der Verein eine große Palme.
Weil es die damalige Zeit so forderte, musste außer den üblichen Fahnen die der Zeit entsprechend bekannte Nationalflagge gekauft und von nun an auch am Standbild gehisst werden. Heinrich Richarz verstarb im März 1965. Sein Nachfolger als Flaggenmaat wurde unser Schifferbruder Hans Mühlens. In der Jahreshauptversammlung am 23. Januar 1966 wurde er als Flaggenmaat in seinem Amt bestätigt. Bis zu seinem Tode im Jahre 1980 hat er sein Amt zu aller Zufriedenheit ausgeführt. Derzeitiger Flaggenmaat ist unser Schifferbruder Dirk Thiebes.
Mit dem zwangsläufigen Rückgang der Erträge aus Schifffahrt, Fischerei und Fährgerechtsame wuchs von Stufe zu Stufe der Ausbau des Wäschergewerbes. Waren es ehedem wohl in der Hauptsache die Frauen, die diesem Beruf nachgingen, so lösten sich nach und nach die Männer aus ihren Erwerbszweigen und stiegen mit ein in die sichere Existenz der Wäschezunft. Lange Zeit betrieben sie beides nebeneinander. Letztlich aber war es nur eine stille Liebe, dem Strom über Fisch und Kahn einen bescheidenen Gewinn abzuringen.