In der General-Versammlung am 30. Januar 1927 wurde einstimmig der Austritt des Vereins aus dem St. Nikolaus-Schiffer-Verband beschlossen. Man war sich darin einig, dass es völlig sinnlos sei, dem Verband in Mannheim weiterhin angegliedert zu sein, da der Verein ohnehin kein Mitglied habe, das die Schifffahrt betreibe. So wurde mit dem Verbandsbeitrag von 50,- Mark ein armes Kommunionkind ausgestattet.
Das Jahr 1927 brachte weiterhin mit zwei Veranstaltungen aus Anlaß des 65jährigen Stiftungsfestes zwei hübsche Familienfeiern. Am 15. Mai war Kirchgang mit anschließendem Frühschoppen im Lokal Carl Braun. Der Frühschoppen wurde dank der vorzüglichen Zubereitung des „Maifisch-Essens“ zu einem sehr angeregten und gemütlichen Vormittag. Am 13. November war bei „Thiebes Hermännche“ (Zur Erholung) ein großes „Schellfisch-Essen“ zum Preise von 2,50 Mark. Man ehrte an diesem Abend den Schifferbruder Johann Hermann Josef Thiebes, der 50 Jahre dem Verein der Treue gehalten hatte und dem dafür die Ehrenmitgliedschaft angetragen wurde.
Das 70.Stiftungsfest wurde am 22. Mai 1932 mit einem feierlichen Hochamt und anschließendem Frühschoppen im Lokal „Zur Glocke“ eingeleitet. Der 1. Vorsitzende, Johannes Richarz, konnte Pfarrer Zingsheim sowie viele Vertreter der Ortsvereine Beuels begrüßen. In seiner Begrüßungsansprache gab Pfarrer Zinsheim dem Schiffer-Verein als ferneres Leitmotiv mit auf den Weg, am guten Alten festzuhalten, also das Wertvolle einer früheren Zeit mit in die neue Zeit herüberzuretten. Auch lobte er die innige Verbundenheit des Schiffer-Verein mit der katholischen Pfarrgemeinde.
Durch den katastrophalen Niedergang der Wirtschaft mit all ihren Folgeerscheinungen, insbesondere der Erwerbslosigkeit, wurde das Stiftungsfest am 4. Dezember 1932 mit einer kleinen Nikolausfeier abgeschlossen.
In der General-Versammlung am 5. Februar 1933 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Johannes Richarz übernahm wieder den Vorsitz.
Um seine Fahne geschart, stellte er sich am Nepomuk-Denkmal, wie auf dem Bild zu sehen, seinen Mitgliedern vor.
Beim 74. Stiftungsfest am 17. Mai 1936 wurde Willi Thiebes, der schon geraume Zeit den Verein kommissarisch geführt hatte, hochoffiziell mit Amt und Würden des Vorsitzenden bedacht. Hier taucht übrigens zum erstenmal die „Amtsbezeichnung“ Käpt’n auf, die sich bis zum heutigen Tage erhalten hat. Bei dieser Gelegenheit wurden auch Johannes Thiebes, Peter Rohm und Margarete Stitz Ehrenmitglieder. Nun hatte man mit Fräulein Stitz, dem „Stitze-Männ“, wie diese resolute Büttgröße der Beueler Weiberfastnacht allenthalben genannt wurde, zu dem Käpt’n, den Schifferbrüdern und Schifferfrauen auch eine „Schiffermutter“, wie es im Protokoll hieß.
Von herrlichstem Wetter begünstigt, feierte der Schiffer-Verein am 30. Mai 1937 sein 75jähriges Bestehen. Bereits in den frühen Morgenstunden traf man sich am Lokal von Hermann Thiebes zu einem „Schiffertröpfchen“. Vor dem Festhochamt marschierten die zahlreichen Vereinsmitglieder unter Vorantritt der Stabskapelle unter Leitung von Heinrich Schallenberg (auch Eita genannt) zunächst zum Nepomuk-Denkmal. Hier legten die alten Schiffer, Johannes Thiebes, Jakob Burgunder und Heinrich Richarz, einen Kranz nieder. Dann zog man an das Ehrenmal im Rathausgarten, wo ebenfalls eine Kranzniederlegung stattfand. Sie erfolgte durch die Mitglieder Peter Schäfer, Miterbauer des Ehrenmals, sowie durch Peter Weber und Stephan Schell als Frontkämpfer.
Am Festzug nahmen sämtliche Ortsvereine Beuels mit ihren Fahnen teil. Mit Rücksicht auf die bereits in den Morgenstunden einsetzende große Hitze wurde der Weg des Festzuges gekürzt, so dass die Teilnehmer schon gegen 11.00 Uhr zum Festakt im großen Saal von Hermann Thiebes eintrafen. Vereinsführer Willi Thiebes, der den Jubelverein bereits seit etwa zwei Jahren geleitet hatte, konnte eine sehr gut besuchte Festversammlung begrüßen. Viele Ehrengäste der Gemeinde sowie Pfarrer Zingsheim waren erschienen. Der 1. Vorsitzende betonte in seiner Ansprache, dass der Schiffer-Verein 75 Jahre lang seiner Aufgabe, der Pflege der Nächstenliebe und der Kameradschaft, treu geblieben sei. Die neue Zeit stelle aber auch an den Jubelverein noch größere Anforderungen. Der Beueler Männer-Gesangverein „Liederkranz“ sang unter Leitung von Peter Winand, der vertretungsweise für den erkrankten Chormeister Außem die gesangliche Führung des Vereins übernommen hatte, schön und wuchtig „O Heimat mein“ und „Ein Schifflein sah ich fahren“. Beigeordneter Klamp übermittelte die Glückwünsche des Bürgermeisters.
Er stellte in seiner Rede heraus, dass es ihm eine besondere Freude sei, den Festtag des Schiffer-Verein mit begehen zu können. Hebe der Verein doch in 75 Jahren seine Tendenz, die er sich auf die Vereinsfahne geschrieben habe, „Not zu lindern und Kameradschaft zu pflegen“, treu verfolgt.
Fräulein Anita Thiebes trug dann einen schönen Prolog vor. Frau Anna Thiebes heftete im Namen der Vereinsfrauen den von ihnen gestifteten, von Servatius Zangen angefertigten Eisenkranz an die Fahne des Vereins. Die Glückwünsche vieler Ortsvereine schlossen sich an. Pfarrer Zingsheim überbrachte die Glückwünsche der Pfarrgemeinde. Die Chronik der Kirchengemeinde weise nach, dass der Schiffer-Verein seiner Tradition, die ihn mit der Kirche verbinde, treu geblieben sei. Pfarrer Zingsheim gab dem Wunsch Ausdruck, dass die von den Vätern übernommene Tradition auch noch am nächsten Jubiläumstag, dem hundertsten, gewahrt bliebe. Der Männer-Gesangverein trug dann noch einige schöne Lieder vor. Die musikalische Ausgestaltung des Festaktes hatte die Stabskapelle „Eita“ übernommen.
Abends versammelten sich die Mitglieder mit ihren Familienangehörigen im gleichen Saal zu einer Familienfeier, mit der das traditionelle Fischessen verbunden war. Zur Finanzierung des Fischessens zahlten die Mitglieder in den Monaten April und Mai je Monat eine Mark. Das Schellfischessen wurde mit dem Wirt auf 1,50 Mark festgesetzt. Am Montag, dem 31. Mai 1937, trafen sich die Schifferfrauen um 16.00 Uhr zu einem gemütlichen Kaffeekränzchen. Um 19.00 Uhr erschienen die Mitglieder und verbrachten im Kreise der Vereinsfamilie noch einige frohe Stunden und gaben damit dem Fest einen würdigen Abschluss.
Kosten des 75. Stiftungsfestes: 485,40 Mark, davon 123,- Mark für Musik und 362,40 Mark für den Gastwirt!
Der Zweite Weltkrieg brachte das Vereinsleben fast zum Erliegen. Eifrig wurde gesammelt für die Liebesgabenpakete an die Mitglieder, die draußen im Feld standen. Ganz fest aber hielt man an den Hochämtern an den Tagen des Hl. Nikolaus und des Hl. Nepomuk.
Zwei beachtenswerte Geschehnisse sind während der Kriegszeit zu vermerken. Der Tod des Ehrenvorsitzenden Johannes Richarz und die Diamantene Hochzeit der Eheleute Johannes Thiebes in der Johannesstraße. Letztere wurde trotz Notzeiten ganz groß gefeiert. Viel Liebe und Verehrung wurde den Jubilaren aus allen Kreisen der Bevölkerung entgegengebracht.