Nach dem Krieg fand man sich recht schnell wieder zusammen. Wieder war Notzeit, und da brauchte man den Nachbarn, den Schifferbruder. Bereits 1946 feierte man das erste Stiftungsfest, bei welcher Gelegenheit dem Hl. Nepomuk, dem die Bomben arg zugesetzt hatten, Pfarrer Zingsheim erneut die Weihe gab. Mathias vom Feld, Josef Klein und Peter Hansen erwarben ich um die Instandsetzung des Schutzpatrons große Verdienste. Leider wurde das Standbild ein Jahr später von Bubenhänden geschändet. Man hatte den Kopf des Heiligen in zwei Stücke brutal zerschlagen.
1947 hatte der Schiffer-Verein wieder 91 Mitglieder. In der Jahreshauptversammlung am 17.April 1947 wurde nach langer Besprechung der Entschluss gefasst, der Kirche eine neue St. Nikolaus-Glocke zu stiften. Kassierer Mathias vom Feld und Schriftführer Paul Barth brachten in kurzer Zeit 3300,- Mark zusammen, die Hochwürden Dechant Zingsheim am 25. September 1947 als Schenkung übergeben wurden. Es herrschte große Freude, als die neue Glocke mit dem alten Spruch wieder zu Treue und Andacht rief. Die erste Glocke, die im Jahre 1902 der Kirche gestiftete wurde, war wie die anderen Glocken im letzten Kriege beschlagnahmt und fortgeschafft worden.
Im gleich Monat wurde der Schiffer-Verein 85 Jahre alt. Im Mai gab’s nach dem feierlichen Hochamt bei Jean Holtorf einen Frühschoppen. Das Nikolausfest feierte man am 3. Dezember 1947. Um den Mitgliedern wieder etwas bieten zu können, wurde fleißig gesammelt. Von diesem Erlös gab es abends Erbsensuppe mit einer warmen Wurst, dazu drei Glas Bier und das traditionelle Schiffertröpfchen. Ihre Beschaffung war zur damaligen Zeit nur auf „Schleichwegen“ möglich.
Eine schmerzliche Lücke wurde in die Reihen des Vereins gerissen, als im Jahre 1949 zwei markante Persönlichkeiten der Schifferbruderschaft zu Grabe getragen wurden:
Jakob Burgunder, der handfeste „Köpp“, mit 83 Jahren und Margarete Stitz, der wackere „Stitze-Männ“, ebenfalls mit 83 Jahren.
Eine neue Fahne sollte wieder als sichtbares Zeichen der Vereinsideale in Freud und Leid den Schifferbrüdern vorangetragen werden. 1950 war es so weit. Eine Sammlergruppe um den Käpt’n und Gottlieb Rosen brachte 242,- Mark, und die Gruppe um Mathias vom Feld und Paul Barth 329,- Mark zusammen. Die Fahnenspitze stiftete Peter vom Feld, die Fahnenstange Anton Bertram, den Fahnenüberzug Fritz Lorscheid und den Fahnenschrank Willi Thiebes.
Der Schiffer-Verein nahm die Feier seines 88. Stiftungsfestes am 10. Dezember 1950 zum Anlass, seine neue, in weinrotem Samt gehaltene Fahne einzuweihen. Dieses Meisterwerk der Paramentenwerkstätte B. Bertram zeigt auf der Vorderseite in feier Stickarbeit die Gestalt des Hl. Nikolaus, des Schutzpatrons der Beueler Schiffer. Der Hintergrund ist eine den Industriecharakter Beuels betonende Ansicht des Ortes vom Rhein her. Das seitlich eingestickte Wappen der Orte Limperich, Küdingshoven und Ramersdorf unterstreicht die Verbundenheit des Vereins zu diesen Orten. Die Rückseite der goldbefransten Fahne trägt die Zeichen des Schiffer-Verein: Einen Anker mit gekreuzten Rudern.
Im Festzug trug man die noch verhüllte Fahne vom Nepomuk-Denkmal zur Kirche, wo Pfarrer Bodeweg sie vor dem feierlichen Hochamt weihte. In einem eindrucksvollen Festakte im katholischen Pfarrheim übergab er sie dann offiziell dem Schiffer-Verein.
Das Orchester des Musikverein Beuel unter Leitung von Hugo Röhlen mit Beethovens Festmarsch und der Beueler Männer-Gesangverein 1862 unter Leitung von Peter Winand mit dem Chor „Morgenrot“ von Pracht leiteten den Festakt ein. Käpt’n Willi Thiebes begrüßte unter den Gästen Ehrendechant Zingsheim, Gemeindedirektor Hahn sowie die Vertreter der Beueler Vereine. Pfarrer Bodewig zeichnete in seiner Festansprache ein Bild vom Alt-Beueler Leben. Gemeindedirektor Hahn beglückwünschte den Verein im Namen der Gemeinde Beuel zu dieser denkwürdigen Feier. Der Gratulation schlossen sich Dr. Weinrich als Präsident des Beueler MGV 1862, Jakob Hammer als stellvertretender Vorsitzender des Beueler MGV „Liederkranz“ und Josef Bennerscheidt als Sprecher des Mandolinen-Club „Wien“ an. Der Vorsitzende des Sportverein Beuel 06, Heinz Medinger, übergab Käpt’n Thiebes den ersten goldenen Fahnennagel.
Am Abend versammelten sich die Schifferbrüder mit ihren Angehörigen im Saal der „Rheinlust“ zum traditionellen Fischessen. Mit „Damenhunderennen“, humoristischen Vorträgen und Tanz verstrich der Abend zu schnell, denn hier saßen wieder einmal urechte „Rhingsche“ beisammen.
Damit die Pfarrprozession, die alljährlich auch zum Hl. Johannes von Nepomuk führt, eine würdige Stätte zu Gebet und Andacht findet, wurde ein neuer Altar gestiftet. Das Holz und die Anfertigung spendeten Paul Barth, den Anstrich Fritz und Wilhelm Büchel. Es ist erfreulich, dass bis zum heutigen Tage am Tag des Ewigen Gebetes der Abschlussgottesdienst am Nepomuk-Denkmal gehalten wird und zu dessen würdigen Verlauf bei reger Beteiligung der Schiffer-Verein durch seine zuverlässige Mitarbeit immer wieder treu beiträgt.
Der Schiffer-Verein hat bei seinem 90jährigen Bestehen erstmals mit der Tradition des Fischessens gebrochen und diesen Brauch durch ein zünftiges Schlachtfest abgelöst. Für 376-, DM wurde ein großes Borstentier gekauft und von Metzgermeister Seybold fachgerecht in Blut-, Leber- und Bratwurst nach Hausmacherart verwandelt. Am Abend des 29. November 1952 versammelten sich die Mitglieder mit ihren Frauen im kath. Pfarrheim, wo sich jedermann an den nahr- und schmackhaften Wurstwaren satt essen konnte. Das Wurstessen wurde, ohne dass es einer besonderen Rundfrage bedurfte, zu einem vollen Erfolg für diejenigen, die es gegen die Verteidiger des herkömmlichen Fischgerichtes ins Feld geführt hatten. Der Unkostenbeitrag betrug je Person 2,- DM. Auch wurde die Teilnehmer gebeten, ihre Bestecke mitzubringen, da es damals nicht möglich war, sie in dieser Zahl zu beschaffen. Am Sonntag traf man sich wieder zum Kirchgang mit anschließendem Frühschoppen bei Michael Weilerswist.
Die nächsten zehn Jahre in unserer Vereinsgeschichte verliefen etwas ruhiger. Auf einige Familienfeiern wurde verzichtet, denn durch die außergewöhnlich vielen Sterbefälle und die damit verbundenen Auszahlungen von Sterbegeldern waren die finanziellen Verhältnisse des Vereins nicht mehr die besten. Innerhalb von drei Jahren starben 18 Mitglieder.
1953 und 1954 unternahm der Schiffer-Verein gemeinsam mit dem Musikverein Beuel an den Fronleichnamstagen mit dem Raddampfer „Bonn“ eine Schiffstour nach Linz.
Die beiden Familienfeiern am 19. November 1955 im kath. Pfarrheim, verbunden mit einem „Schlachtfest“, und am 1. Dezember 1956 in den Räumen des ehemaligen Wassersportverein Beuel mit Sauerbraten-Essen werden bei einigen Mitgliedern noch in bester Erinnerung sein.
Die Patronatsfeste St. Johannes von Nepomuk am 15. Mai und St. Nikolauf am 16. Dezember wurden regelmäßig in üblicher Weise mit Kirchgang und anschließendem Frühschoppen bei den Mitgliedern Michael Weilerswist, Fritz Köppler und August Strohm gefeiert.
In den folgenden Jahren verliefen die im Vereinsleben periodisch sich wiederholenden Anlässe ohne besonderen festlichen Ausdruck. Man dachte wohl schon an die Feierlichkeiten anlässlich des hundertjährigen Bestehens.
Und ob man daran dachte. Die Jahreshauptversammlung am 8.Oktober 1961 beschloss die Bildung eines Festausschusses. Einstimmig wurden sechs Mitglieder für dieses Amt bestellt: Johannes Thiebes (der heutige Käpt’n), Johannes Sädler, Peter Nießen, Horst Drüner, Johannes Lütz und Alex Thomas waren verantwortlich für die Gestaltung und Ablauf des 100. Stiftungsfestes.