Sein 120jähriges Stiftungsfest feierte der Schiffer-Verein am Samstag, dem 22. Mai 1982, im „Haus am Rhein“ der Bonner Ruder-Gesellschaft. In seiner Festansprache ließ der Vorsitzende die 120jährige Geschichte des Schiffer-Verein im Zeitraffertempo Revue passieren und begrüßte Bürgermeister Hans Steger als Ehrengast.

Auch wenn der Verein heute nicht mehr unmittelbar mit der Rheinschifffahrt zu tun hat, übt er allein schon durch seine Veranstaltungen auf so viele einen besonderen Reiz aus, dass an diesem Abend wieder 10 neue Mitglieder als „Leichtmatrosen“ begrüßt werden konnten und ihre Zugehörigkeit zum Verein durch den vorgeschriebenen Schluck aus der „Nöhs“ bekräftigen. Der älteste Festteilnehmer an diesem Abend war der 81jährige Schifferbruder Karl Mühlens. Beifall gab es auch für zwei Vereinsjubilare: Hans Thiebes, der seinen 75. Geburtstag feiern konnte, erhielt für seine über 50jährige Mitgliedschaft im Schiffer-Verein die goldene und Lorenz Thiebes für 25jährige Treuer zum Verein die Silberne Ehrennadel.

Man beging dieses Jubiläum im familiären Kreis ohne großes Rahmenprogramm. Mit der traditionellen Polonaise durch die Räume des „Haus am Rhein“ beendete der Schiffer-Verein am frühen Sonntagmorgen sein 120. Stiftungsfest.

Der Duft von Kaffee lag in der sonnendurchfluteten Luft am Beueler Rheinufer unmittelbar vor dem „Nepomuk-Denkmal“. Jener Schutzpatron der Schiffer hätte seine helle Freude gehabt am „Promenadenfest“, das der Schiffer-Verein anlässlich seiner 120jährigen Bestehens erstmals am 4. September 1982 ausrichtete. Bei strahlendem Spätsommerwetter verlebten die Mitglieder mit ihren Angehörigen und zahlreiche Beueler Bürger viele fröhliche Stunden. Über das stete Kommen und Gehen von Mitgliedern und deren Freunden freute sich der Käpt’n Johannes Thiebe. „Denn wenn viel los ist und das Fest ein Erfolg wird, können wir es vielleicht demnächst im Rahmen des „Bonner Sommers“ wieder feiern“, meinte er hoffnungsvoll und wies auf ein Winzerglas das, allem Aberglauben zum Trotz, bereits mit dem Titel „Bonner Sommer“ versehen und darunter mit dem Namen und dem Emblem des Vereins verziert war.

Seit nunmehr fünf Jahren wird das Promenadenfest bei Kaffee und Kuchen, kühlem Kölsch vom Faß, Würstchen vom Grill und zünftiger Musik gefeiert. Bei der Beueler Bevölkerung erfreut es sich zunehmender Beliebtheit. Nicht nur der gute Zweck, dem das Fest dienst, sondern auch die vorzügliche Organisation bei Vorbereitung und Ablauf ließen das Promenadenfest zu einer ständigen Einrichtung im Veranstaltungsprogramm des Schiffer-Verein Beuel werden.

Höhepunkt des Festes war „Käptn’s-Taufe“, die der „Boß“ des Schiffer-Verein Beuel über sich ergehen lassen musste. Eigens für diese originelle Zeremonie war „Neptun“ dem Rhein entstiegen. Bei einer Rheinüberquerung (...einmal Bonn und zurück) wurde Käptn Johannes Thiebes auf der Rheinfähre „Rheinnixe“ mit echtem Rheinwasser getauft. Am späten Nachmittag wurde Heinrich Saal, Horst Drüner und Hans Büchel für über 25jährige Mitgliedschaft mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

Frühherbstliche Stürme leiteten am Samstag, dem 3. September 1983, das große Promenadenfest „Rund um das Nepomuk-Denkmal“ ein. Schon am Vormittag hatten sich viele Besucher eingefunden. Standfestigkeit mussten sie weniger wegen des Bierkonsums, sondern vielmehr wegen des starken Sturms beweisen. Große Sonnenschirme (!) sorgten für trockene Plätzen an den Biertischen. Als es dann aber doch zu nass wurde, lud Schifferbruder Uwe Linzbach die Besucher kurzerhand in seine nahegelegenen Partyräume ein, wo bis in die Nacht hinein gefeiert und in wenigen Stunden mehr Kölsch getrunken wurde als am ganzen Nachmittag zuvor. So stimmte dann anderntags die Kasse dennoch! Vielen Dank, Ihr Linzbachs.

Gute Laune, Musik und Tanz bestimmten das dritte Promenadenfest des Schiffer-Verein Beuel. Als Ort für die Feierlichkeiten anlässlich seines 122jährigen Bestehens hatte der Verein erneut den Platz vor dem Standbild seines Schutzheiligen - St. Johannes von Nepomuk – am Beueler Rheinufer gewählt.

Angelockt von der Musik des Beueler Trios „Amigos“ strömten am 25. August 1984 von morgens bis spät in die Nacht Hunderte von Beueler Bürgern zu dem „(p)lauschigen Plätzchen“ an der Rheinpromenade.

Weil das Fest im Vorjahr fast im Regen ertrunken wäre, hatte der Verein diesmal in weiser Voraussicht Zelte besorgt, in denen die Besucher, mit Grillwurst und Bier bewaffnet, Schutz suchen konnten. Gegen alle „äußeren Einflüsse“ abgesichert, steigerte sich das bunte Fest zu einem solch munteren Treiben, dem sich auch Spaziergänger, die zufällig vorbeikamen, anschlossen.

„...Ich weiß was, ich weiß was, ich weiß war...von Dir...“ Als die Tanzkapelle „Amigos“ am Samstagmittag, 24. August 1985, diesen rheinischen Evergreen spielte, stimmten die Besucher des vierten Promenadenfestes sofort mit ein. Tatsächlich gab die Liedzeile viel von der Stimmung wieder, die zwischen Bühne, Zelten und Bierbuden herrschte. Wenn der Schiffer-Verein Beuel einlädt, kommt regelmäßig eine große Familie zusammen. Man kennt sich, man „weiß was“ voneinander. Lange „Reden und Bekenntnisse“ waren deshalb nicht gefragt. Bei Kölsch und Bratwurst wurde geklönt, geklönt, geklönt. Auch an diesem Tage hatte mal wieder ein sympathisches „Völkchen unter sich“ seinen Spaß behabt.

Hier und da eine Schauer, und schon mal eine steife Brise vom Rhein her. Das war alles andere als Idealbedingung für das Promenadenfest am 30. August 1986. Doch das kann einen echten „Rhingscher“ bekanntlich nicht erschüttern. Als am frühen Nachmittag der (nasse) „Segen von oben“ nachließ und man das Lied „Drink doch eene met...“ anstimmte, war das Fest „über den Berg“. Nach Besuchern brauchte die Schiffergilde ihre Netze nicht auszuwerfen. Das konnte auch Bezirksvorsteher Hans Lennarz bestätigen, der dem Fest einen Besuch abstattete.

Sehr fest aber hält man sich auch heute noch an das Fest des Hl. Nikolaus, Schutzpatron der Schiffer, wo alljährlich die Kinder der Mitglieder, die das neunte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, mit einer großen Tüte, einem Stuten und einem kostenlosen Getränk von St. Nikolaus beschenkt werden. Noch um die Jahrhundertwende wurden sogar ortsarme Kinder, die nicht dem Schiffer-Verein angehörten, mit einer Kleinigkeit bedacht.l

Im Rheinischen Karneval war der Name „Schiffer-Verein-Beuel“ nicht sehr geläufig, bis sich im Mai 1879 im südlichen Ortsteil Beuels, der schon seit jeher von humorvollen Menschen bewohnt war, die „Gesellschaft Blumenkranz“ bildete. Diese „Blumenkränzler“ waren gleichzeitig Mitglieder des Schiffer-Verein, der damit auch sichtbaren Ausdruck im Öffentlichen Leben Beuels erfuhr. 1935 beteiligten sich diese „Schiffer-Kränzler“ denn auch gleich am ersten Karnevalszug Beuels überhaupt mit einem eigenen Festwagen, einer naturgetreuen Nachbildung des Beueler Wäscherbootes „Rheinland“, gesteuert vom damaligen 1. Vorsitzenden des Schiffer-Verein Beuel, Käpt’n Willi Thiebes. Und diese „Leichtmatrosen“ waren es schließlich auch, die den Karneval mit seinen Veranstaltungen in die Beueler Bevölkerung trugen.

Im Weiberfastnachtszug 1976 war der Schiffer-Verein zum letzten Mal aktiv. Zusammen mit dem Beueler Männer-Gesangverein 1862 bereicherte er damals das närrische Geschehen mit einer prachtvollen Fußgruppe. Ein Teufel zog eine Kutsche mit der Aufschrift: „Hell tönt der Engel lieblicher Sang: Wenn Beuel nit wör, wör Bonn schon blank.“ Auf der Kutsche thronte Käpt’n Johannes Thiebes als „Pater Ambrosius“, umgeben von zahlreichen kleinen und großen „Engeln“.

Obwohl der eigentliche Zweck des Schiffer-Verein Beuel nicht mehr beseht, wird unsere Schiffer-Familie von Jahr zu Jahr größer. So bleibt zu wünsche, dass der im Jubiläumsjahr über 300 Mitglieder zählende Verein die alten Traditionen auch in Zukunft pflegen wird. Beuels ältester Traditions-Verein lebt und kann stolz auf hundertfünfundzwanzig Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken.

Werfen wir noch einen Blick in das Kassenbuch, um einige interessante Eintragungen herauszupicken.

Im Jahre 1898 wurden beim Stiftungsfest 82,90 Mark Tanzgeld eingenommen. Auch erscheint immer wieder die Vergütung für den Vereinsdiener, den man gewichtig „Pedell“ nannte. Das Amt des Vereinsdieners übte viele Jahre Michael Schell aus. Man stiftete aber auch großzügig an die allgemeine Armenkasse, und manche Ausgaben wurden gebucht für die Interessen anderer Ortsvereine. Je Böller, die man hin und wieder an andere verlieh, erhielt der Verein 1,50 Mark. Es war Wilhelm Schell, der die Böller sorgfältig hütete. Bei besonderen Anlässen des Schiffer-Verein verschoß er für sage und schreibe 12,- bis 28,- Mark Pulver im Jahr. Die Böller wurden aber nur bis zum Jahre 1914 benutzt. Heute sind sie im Heimatmuseum Beuel untergebracht. Noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs zahlte man an bedürftige Mitglieder ein Unterstützungsgeld zwischen 20,- und 80,- Mark. Dagegen wurden laut den Statuten um die Jahrhundertwende 25,- bis 60,- Mark im Jahr an Strafgeldern kassiert.

Weder Gunst noch Reichtum haben die Geschichte der Mitglieder des Schifferverein geprägt. Jahrhundertelang haben sie hart an den Ufern des Rheins gearbeitet, befischt, gekarrt, gewinzert und gewaschen, in oft bitterer Not das Dürftigste dem Leben abgerungen. Wie die Männer, so haben auch die Frauen und Mütter von Jugend auf meist bis ins hohe Alter hinein mithelfen und schaffen müssen.

Sinn dieser Chronik soll und darf nicht sein, die aus längst vergangenen Zeiten unbekannten Begebenheiten wieder ans Licht zu zerren. Noch weniger soll Stoff zu billiger Moralkritik an unsern Altvordern gegeben werden. Wer beim Durchblättern auf Kleines oder Kleinliches achten oder gar pharisäerhaft richten will, der verkennt den Sinn dieses Buches völlig. Unsere Voreltern waren Menschen wie wir, mit all ihren menschlichen Stärken und Schwächen.

Die Beueler Schiffer und Fischer waren – wie könnte es anders sein – mit dem Rhein ihr ganzes Leben hindurch verbunden. Als Kinder tummelten sie sich im Sommer am und im Wasser, im Winter auf den Eissäumen und Schollen. Als junge Burschen ruderten oder segelten sie von Ufer zu Ufer. Als Familienväter erwarben sie auf und im Wasser das karge Brot für die Ihren. In ihren Nachen und Kähnen beförderten sie als Schiffer Waren und Menschen. Als Fischer suchten sie Tag und Nacht in saurer Arbeit nach dem Fang.

Es wäre jedoch eine Unterlassungssünde, würde man die alten Familien vergessen, die im Laufe dieser hunderfünfundzwanzig Jahre den Verein viele Mitglieder gaben, in seinem Leben und im alten Ortsteil Beuel eine Rolle spielten, originelle Lebensäußerungen machten und ihren besonderen Anteil am öffentlichen Geschehen hatten:

Thiebes, Burgunder, Gilles, Wollersheim, Büchel, Richarz, Quadt, Schumacher, Stitz, Heuser, Heimbach, Weigand, Engels, Mühlens, Bücher, Schmitz, Bertram und viele andere.